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Die grosse Freiheit
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Vorgeschichte

Bierkutsche München 1974: Wie? Der Weiber wegen nach Bangkok fahren? Mit einem alten VW-Bus? Auf unbeschränkte Zeit?
Seid ihr noch dicht?

Hippietrip, Kathmandu, Everest Treck, Reif für die Insel, Scheiss-Job, tagelang im Bett bleiben – jeder von uns hatte seine eigenen
Träume.

Heute, ca 40 Jahre später, haben die Bilder teilweise geschichtlichen Wert. Die Buddhastatuen in Bamian zerschossen, Kathmandu Freak Street
geteert, Alt-Singapur abgerissen, Maori-Denkmäler mit Glanzlack verschandelt, Naturbrücke London-Bridge Australien eingestürzt,
Trans-Sumatra-Highway geteert, Ladakh voller Autos, organisierter Massentourismus überall, Terrorgefahr und militärische Sperrgebiete.
Vieles hat sich zum Nachteil verändert.

       

01 Türkei Anatolien Okt 75

Wir Vier – Dieter, Hubert, Knut und ich – die es geschafft haben, alles hinter sich zu lassen: Arbeit, Studium, Wohnung, Versicherungen, Auto, Telefon, Eltern, Partner, Freundin – und Tschüss. Der VW-Bus ist unser neues Zuhause. Ohne Anschrift. " ... brauchen dem Kaiser kein Zins zu
ge-e-ben, faria faria oh" Ist das ein Gefühl!
Das Schlafen ist gewöhnungsbedürftig. Wie die Sardinen in der Dose - dazu Müllers Mollos. Nachts das Schwitzwasser im Auto. Es ist nämlich kalt draussen. Ab Ankara sogar eiskalt. Ab Ankara hat uns auch niemand mehr verstanden. Und wir die andern auch nicht. Wo kommen bloss all die Sprachen her?
Neue Fahrtechnik kapiert: Hier gilt das Recht des Stärkeren. Grundsätzlich Vorfahrt hat jeder LKW. Dann Busse. Dann Autos. Dann Ochsengespanne. Esel, Roller- und Radfahrer, zuletzt Fußgänger. Mehrmals werden wir von der Strasse gedrängt.

Den Kameraden-Eid auf Leben und Tod haben wir nicht geschworen– im Gegenteil! Eher rette sich wer kann. Wir sehen uns in Bangkok.
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02 Iran Isfahan Okt 75

Chaharbagh Moschee (Bild). Lutfullah Moschee. Schah Moschee, Imam Reza Moschee. Wie märchenhaft kann Architektur und Handwerk sein! Auf Jahrhunderte faszinieren.

Teheran war unangenehm. Überall lästige Teppichhändler: Billig! Eigene Fabrikation! Antik! Garantie! Please come in! One cup of tea – for free – no money - no business! Nie mehr wieder.
Dafür war Isafahan um so angenehmer. Prachtmoscheen aus dem 17. Jhdt mit riesigen Torbögen und grossartigen Kuppeln, teilweise gekachelt, teilweise mit Blumenornamenten bemalt und glasiert, zeugen von Macht und Reichtum. Gartenanlagen mit Springbrunnen verschönern die Stadt. Was muss das für einen Eindruck machen, wenn man aus der Wüste kommt? Und Wüste ist überall. Die Menschen leben unter spartanischen Bedingungen.
Die Armut und Kargheit in Richtung Maschad wird noch schlimmer. Es ist erschütternd, wie rückständig die Menschen leben. Bilder vom Schah Pachlevi und der Kaiserin Soraya mit ihren Dienern beim Skiurlaub in St. Moritz kommen in Erinnerung.
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03 Afghanistan Hindukusch Nov 75

In Herat, der Grenzstadt zum Iran, fällt uns sofort die Rückständigkeit auf. Kaum Autos, dafür mehr Esel. Die Menschen strahlen Stolz aus auf angenehme Art. Sie schauen dir in die Augen. Wir wollen zu den Buddhastatuen von Bamian und zu den blauen Seen von Bande Amir im Hindukusch, die unwirklich sein sollen. Wir nehmen die einzige ausgebaute Strasse des Landes über Kandahar nach Kabul. Alles Wüste. Von was leben die Menschen? Von Kabul geht es durch enge Schluchten in die Berge. Unsere Puderdose schluckt in 3500 m Höhe plötzlich 25 l Benzin auf 100 km! Mit leeren Reservekanistern und dem buchstäblichen letzten Tropfen erreichen wir unser Ziel Bamian. Manchmal braucht man Nerven.

Bamian ist ein staubiges Dorf aus verstreuten Lehmhäusern. Es gibt ein einziges Restaurant: Das „Pink Restaurant“. Tische gibt es nicht, auch keine Stühle, kein Fenster, keine Heizung – dafür aber reichlich Hasch. Schwarzer Afghane – vom Allerfeinsten. Ein Afghane spielt auf einem 3-saitigen Instrument - einmalig schön und unwirklich das Ganze.
10 000 km von Zuhause – wir spüren die Grosse Freiheit.
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04 Nepal Khumbu Himal Dez 75

Nepal war bis in die 1960er Jahre vom Rest der Welt abgeschottet. Alle Grenzen dicht. 1975 führt eine einzige öffentliche Strasse von Indien (Grenze Raxaul) hinauf in das Königreich Nepal. Am Pass des Mahabarat Gebirges bleiben wir stehen: Vor uns der sagenumwobene Himalaya! Eine unendliche Kette eisbedeckter Gipfel. Kathmandu! Eines der Traumziele der Hippies jener Zeit. Der Haschhändler will uns ein Bullit verkaufen, eine 1 m lange Granate, aus reinem Hanf gepresst. Die Hippies aber sind weg. Die Nächte unangenehm kalt. Nebelschwaden.

Es ist mein persönlicher Traum: Den am meisten umkämpften Berg der Welt zu sehen! Mt. Everest. 4 Wochen wollen die Jungs in Kathmandu auf mich warten. Ich nehme einen Bus nach Barabise und laufe los, entlang dem Hauptkamm nach Osten. Es gibt keine Hotels oder Guest Houses.
Wie ist das möglich, auf dem Weg zum berühmtesten Berg der Welt?
Am 24.12.75 erreiche ich den Kala Patar (5500 m). Es sind die ersten Weihnachten ohne meine Eltern. Wochenlang der Höhe, der Kälte, der Einsamkeit ausgesetzt, und durch den direkten Kontakt mit den Lebensbedingungen der Menschen, werden deutsche Werte relativ.
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05 Indien Tamil Nadu Jan 76

New Delhi, Benares, Kalkutta. Indische Strassen und Städte sind der Wahnsinn. Die heiligen Kühe haben Narrenfreiheit - und Vorfahrt auf den Strassen! Wir wollen die Ostküste Indiens nach Süden fahren. Relative Einsamkeit, und im Januar schön warm – fast paradiesisch! Puri, Stadt am Meer. Wir staunen nicht schlecht: Weite, saubere Sandstrände ohne Hotels, ohne Touristen. Fischer fahren stehend in ihren schmalen Booten hinaus. Kein Platz zum Sitzen. Ungeübte würden über die erste Welle nicht hinwegkommen.  Der Fang wird abends am  Strand verteilt. Riesige Hummer werden in Körben am Kopf weggetragen. Kein Automotor, kein Dieselaggregat stört den Sunset. Viele Inder kennen kein Privatleben in unserem Sinne. Knut macht einen Halbkreis im Sand um unser Auto. "Bis hier und keinen Schritt weiter!!" Die Linie wird respektiert.
Bubaneshwar, Konarak - welch sagenhaft verzierte Hindutempel aus dem Altertum! Tamil Nadu. Es wird heiss. Auroville, Mahabalipuram, Tiruchirapalli. die Tempeltürme werden immer höher. 30 m 40 m 50 m. Voller Figuren in den buntesten Farben. Kitsch? Nein, einfach bunt und naiv. Die Götterwelt der Hindus ist unerschöpflich. Madurai. Quirlende, heisse Grossstadt ohne Kloos – und ich Magenkrämpfe. 
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06 Ceylon Hikkaduwa Jan 76

Ceylon. Hier gibt es endlich die Strände mit Kokospalmen, aus dem die Träume sind. Die buddhistische Kultur hat wunderschöne Buddhafiguren und Tempelhöhlen geschaffen. Polonnaruwa. Dambulla. Sigiriya - uralte Stuckmalereien von Reichen und von Schönen. In Dambulla, einem Höhlenkloster, wird gerade der elektrische Strom installiert. Die Bet- und Meditationshöhle ist ohne Fenster - nur eine Öffnung an der Decke der Höhle lässt etwas Licht herein. Die Mönche meditierten im Finstern. Mannshohe Buddhastatuen in Meditationshaltung - sitzend mit verschränkten Beinen - schmückten den Raum. Mit einer Baulampe kann ich den Raum ausleucten - und fotografieren. 
Freundliche Menschen, unzählige Palmen, naturbelassene Sandstrände, warmes Winterklima – das tropische Paradies? Nein, keine Weiber.

Dann war es so weit: Der Sprung über den indischen Ozean. Eine Autofähre bringt uns von Rameshwaram, Indien. nach Penang, Malaysia. Endlich in Südost-Asien. Mit Vollgas die läppischen 1500 km nonstop nach Bangkok.
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07 Thailand Bangkok Feb 76

Das Nachtleben dieser gigantischen Metropole muss man gesehen haben. Ansonsten kann man es sich nicht vorstellen. Kontaktprobleme gibt es keine. Wir mieten eine einfache Villa mit Garten. Die Puppen versorgen uns mit Ganja bis die Wände glühen. Stecken uns an. Beklauen uns. Ärger mit der Polizei. Wir fahren zum Sonkran Fest nach Chiang Mai. Thaifrauen in nie gesehenen Trachten wecken meine Neugier. Ich nehme ein Boot flussauf, marschiere los. Meo. Lisu, Akha - Volksstämme ohne Kontakt zur Neuzeit. Kein Guest House, kein Strom. Kein Imbiss, kein Laden, kein Leitungswasser. Ausgehungert finde ich den Weg zurück.

Mir gehen die Kohlen aus. Was tun? Ich will nicht nach Hause zurück! Dort droht ein lebenslanges Arbeitsverhältnis!

Eine unwahrscheinliche Chance gibt es. Ich trampe die Ostküste Malaysias entlang nach Singapur. Dort suche ich ein Reisebüro, das mir ein noch nicht bezahltes Flugticket vorstreckt für ein Visumsgesuch bei der australischen Botschaft. Es klappt! Der Wahnsinn! Ich unterwegs nach Australien!! Mit einem Ausreiseticket nach Neuseeland!
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08 Australien Sydney Juli 76

Auf dem langen Flug nach Sydney kommen mir Zweifel. Ich besitze 60 A$. Kenne keinen Menschen. John und Jackie finden mich schlafend im Hausflur.  Laden mich ein anstatt mich hinauszuwerfen. Nehmen mich mit zum Segeln im Sydney Harbour! Und bieten mir Geld an!! Wir sind heute noch Freunde. Diesen beiden Menschen verdanke ich den positiven Verlauf der Grossen Freiheit. Die australische Polizei hätte mich als mittelloser ausländischer Landstreicher umgehend eingelocht und abgeschoben.

Ich war fest entschlossen, die nächst beste Arbeit anzunehmen. Am Bau. Hatte zu Hause eine Kurzlehre als Maurer gemacht und Architektur studiert. Sydney ohne eigenes Fahrzeug ist hoffnungslos. Die öffentlichen Busse fahren spät und brauchen lange. Also weg von hier auf`s Land. Nach Norden, in wärmere Gefielde. Eine Woche Tag und Nacht per Anhalter bis Townsville, Queensland. Endlich schön warm! Heute habe ich mir ein Bier verdient! In der Pub lerne ich einen 1-Mann Bauunternehmer (builder) ohne Fuhrpark oder Maschinen kennen. 
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09 Queensland Townsville Sep 76

Jobs als Hilfsarbeiter am Bau in Queensland. Harte körperliche Arbeit. Nichts mehr gewöhnt. Kaufe mit erstem Geld ein Schrott-Fahrrad für den Weg zur Arbeit. Absolut exotisch, das Radfahren in Townsville - jeder frei laufende Köter jagt mich, will mich beissen.
Kaufe mir Maurerwerkzeug. Ohne Erfolg. In Australien wird anders gearbeitet. Nur Sichtmauerwerk, nur Akkordarbeit, in der Sonne über 60 Grad - ich kann mit den australischen Maurern nicht mithalten. Ohne Arbeitserlaubnis. Angst erwischt und abgeschoben zu werden. Mein Glück ist das australische System: Keinen interessieren irgendwelche Papiere oder Sozialversicherungsnummern. Können musste du den Job, und wollen, oder du bist gleich wieder ohne.

Nach 4 Monaten ist das Visum zu Ende. Ich muss das Land verlassen. Zurück in Sydney zahle ich das geborgte Geld an John und Jackie zurück. Ausreise nach Auckland, Neuseeland.
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10 Neuseeland Auckland Feb 77

Neuseeland wirkt so europäisch klein! Und so unglaublich grün!

Nordinsel: Maoris leben ihre Tradition noch ohne Tourismus. Naturbelassene Thermalgebiete. Nirgendwo abgesperrt, nirgendwo Eintritt. Vulkane mit Schnee! Skibefahrung des rauchenden Ngauruhoe und des Mt. Egmont  (Taranaki).

Südinsel im November. Frühling. Heaphy Track im Urzustand. Der neuseeländische Busch an der Westküste blüht gelb und rot. Über den dunkelgrünen Regenwald ragen vereiste Alpengipfel - wenn es zufällig nicht regnet. Routeburn Track. Die Kiwis sind unglaublich hilfsbereit. Es kommt vor, dass jemand anhält und fragt, ob sie mich mitnehmen können, wenn ich die Strasse entlang marschiere. Arbeit als Gärtner.

Lerne Lindy kennen. Liebe auf den ersten Blick! Und das in Bluff, dem verregneten Kaff am südlichen Ende Neuseelands - am tatsächlichen Ende der Welt. Wir tauschen Adressen. Sie träumt von einem kurzen Overland-Trip und einem Job in England. Overseas experience - wie man es Down Under nennt.
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11 Australien Ayers Rock Aug 78

Zurück in Australien. Arbeiten am Bau an der Ostküste. Aus dem Skilehrer-Job in Thredbo wird nichts. Sommerjob auf Thunfischfänger vor der Küste Südaustraliens. Der letzte Job: Schwellenleger in Westaustralien. Jeder Cent wird gespart. Kaufe in Perth ein 12 Jahre altes Auto. Einen Hillman Super Minx Kombi.
Dann beginnt, mit 3000 A$ im Sack, die GROSSE FREIHEIT Teil 2.
Zusammen mit Lindy, der abenteuerlichen Kiwi, monatelang durch den Outback. Die Westküste nach Norden. Canyoning in den irren Schluchten der Hammersley Range (Karijini). Überstehen ein Unwetter in den Kimberleys. Wagen die Tanami Track - 1000 km einspurige Piste ohne Siedlung, ohne Tankstelle. Regen am Ayers Rock. So eine Scheisse! Tage später blüht die Wüste! Wir schwimmen in die vollgelaufenen Schluchten der McDonnal Range. Finden Aboriginal Gräber (Totenköpfe) in Arnhemland.
Wochenlang am Lagerfeuer, immer neue Naturwunder entdeckend. Es gibt noch keine offiziellen Nationalparks im Outback. Alles offen, 8000 km ohne eine Grenze. Ich werde zum totalen Aussie. Infiziert auf Lebenszeit.
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12 Indonesien Sumatra Dez 78

Von Darwin im Norden Australiens sind es nur 2 Std Flug bis Bali.
Welch ein Kontrast! Statt Staub und Busch und Menschenleere plötzlich Kokospalmen und grüne Reisterrassen, Menschen bei der Feldarbeit, Radfahrer, bunte Feste und Gamelan-Musik überall!
Auf einem Lastensegler ohne Motor und Radio, ohne Kajüte auf Deck, Reservesegel als Bett, nur Wind und Wellen, von Ujung Pandang (Sulawesi) nach Surabaya (Java). Zusammen gequetscht auf 30 cm in öffentlichen Verkehrsmitteln durch Java.

Sumatra. In Palembang wird Lindy krank. Pilgerzeit. Kein Hotel, "no room", alles ausgebucht. Dann erwischt es mich. Harte Zeiten.
Wir wollen an das andere Ende der Insel nach Norden. Regenzeit.
Trans Sumatra Hwy open? Yes, open. 38 Std non Stop von Palembang nach Jambi. Im voll besetzten Bus. Fahrzeuge werden mangels Brücken auf Holzflössen per Strömung über die breiten Ströme übergesetzt. Weiter von Jambi nach Bukittinggi. Totaler Stop mitten in der Nacht. Alle Fahrzeuge stecken fest. Meter für Meter winden sich die Busse weiter. 
Den Äquator haben wir nicht gesehen, aber erlebt.
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13 Thailand Koh Samui Feb 79

Wir hatten nur Gutes über Thailand gehört. Freundliche, zurückhaltende Menschen, gutes Essen, schöne Strände. Ein Tipp aus Tony Wheelers „SE-Asia on a shoestring“ führt uns auf Phuket an einen ruhigen Strand mit ein paar Bungalows. Karon Beach. Wir wollten Relaxen. Get away from it all. Ohne irgendwelche Händler oder fliegenden Bettler. Ohne ständig angestarrt zu werden wie in Sumatra.
Ein typisches Einfachrestaurant ist das einzige Gebäude am Strand – ein Sonnendach aus Bast, alle Seiten offen, Tische mit Stühlen im Sand. Kein WC. Aber Strom. Und kaltes Bier!! Vollkommene abendliche Ruhe. Kein Motor. Traumhaft schön. Kann Freiheit schön sein!
Koh Samui war gerade vom Tourismus entdeckt worden. First Bungalow, so nannten sich die Hütten. Viele Europäer liefen einfach nackt herum. Für Einheimische die absolute Geschmacklosigkeit.

Bangkok war viel zu hektisch und laut. Der Weiterweg nach Indien über Land war immer noch gesperrt: Birma. Wir mussten fliegen. Bangkok - Rangoon - Kathmandu.
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14 Nepal Manang April 79

Nepal hatte mit den tiefsten Eindruck in mir hinterlassen. Kathmandu ist dieses Mal voller Touristen. Hippies sind von bunt gekleideten Travellern mit Kleingeld ersetzt worden. Es grüßt niemand mehr - man schaut aneinander vorbei. Die Szene hier ist viel anonymer als in vorigen Ländern. Die schummrigen Traveller-Cafes sind mit bunten Leuchten und Kerzen dekoriert und nach außen abgeschottet. Man ist ungestört. Guter Kaffe - starker Chai - und richtig gute Torten! Dazu westliche Rockmusik!

Ich will Lindy die Ursprünglichkeit des Himalaya zeigen und für die Berge begeistern. Die Annapurna-Runde war eben erst für Trekking freigegeben worden. Wir nehmen einen Bus nach Pokhara und wandern los. Ahh, diese Kette von Bergen, diese einfachen Bergdörfer, die hübschen, lachenden Nepalesinnen! 2 Wochen später, in Manang, einer Siedlung von Tibetern in 3500 m Höhe, fängt es an zu schneien! Wie schön! Doch Lindy ekelt sich von Tag zu Tag mehr. Häuser ohne Kloos und ohne Waschgelegenheiten, dreckige Tibeter-Gesichter, manche den ganzen Winter nicht gewaschen, rotzende und spuckende Menschen überall, zusammen mit kranken Tieren im einzigen Wohn-Schlafraum.
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Zurück in Kathmandu bucht Lindy einen Flug nach London. Sie hat die Nase voll vom Herumziehen in der 3. Welt. Den ganzen Sommer wandere ich alleine durch den westlichen, indischen, hinduistischen Himalaya. Von Manali nach Kyelong, durch Lahul bis in das islamische Kaschmir und budhistische Ladakh. Ich treffe niemanden mit gleichen Interessen. Immer öfter frage ich mich nach dem Sinn des ewigen Herumziehens. Geld wird immer knapper. Ich denke und rechne inzwischen in "Pfennigen" wie die Einheimischen.

Shit! Die Russen haben Afghanistan überfallen! Alle Grenzen sind dicht. Über den Süden Pakistans gibt es die einzige Möglichkeit, Afghanistan zu umfahren und am Landweg nach Hause zu kommen. Das Grenzgebiet zum Iran - Balutschistan - hat jedoch einen wilden Ruf. In Quetta kann ich ein Busticket nach Zahedan in Persien kaufen. Vor der Grenze zum Iran verläuft die einspurige Teerstrasse im Sand. Die beiden Busse im Konvoi liefern sich ein Rennen im Wüstensand. Ich auf der Ladung am Dach. Homeward bound!

In Anatolien höre ich die erste Kirchenglocke seit Jahren. Männer beim Kartenspielen. In Ankara fühle ich bereits, ich bin zurück in Europa.

Im Nov 1979 klingle ich an der Tür meiner Eltern. Ganz gespannt. Nach über 4 Jahren Abwesenheit. Tränen der Freude und Erleichterung. Weihnachten zu Hause, so wie früher. Wiener Schnitzel. Bratkartoffeln. Warm eingeheizt. Geborgen. Es ist schön, ein echtes Zuhause zu haben. Heimat.